Bring Ordnung in deine Abschlussarbeit: Die Struktur des perfekten Absatzes
- mpahl2
- Jun 23, 2024
- 3 min read
Während man über Füllwörter, Aktivkonstruktionen und Schachtelsätze einigermaßen gut informiert wird, scheint es eher ein Spiel des Zufalls zu sein, ob man als Student*in vor seiner Abschlussarbeit die Regeln für einen guten Absatz kennenlernt. In den vielen Schreibratgebern, die ich hier in meiner Bibliothek habe, widmen gerade mal zwei Stück ein paar Seiten dem Thema Absätze. Wenn ich meine Standard-Suchmaschine bemühe, verwandelt diese „Absätze“ in „Aufsätze“, und zeigt so ebenso sehr deutlich, welche Rolle der Absatz im Suchmaschinen-Business spielt. Immerhin kennt ChatGPT die wichtigsten Regeln, und ist sogar ein guter Ratgeber.

Wir planen unsere wissenschaftlichen Texte und Abschlussarbeiten in Kapiteln und Unterkapiteln, und wenn es dann nach der Recherche in Richtung Schreiben geht, legen wir fest, welche Themen und Argumente wir abarbeiten wollen. Dem Absatz als Struktur- und Kompositionselement, so wage ich mal zu behaupten, schenken wir dabei viel zu wenig Aufmerksamkeit. Als ich selbst mit meinem Studium begonnen habe, habe ich in meinen Seminararbeiten Absätze völlig willkürlich gesetzt. Immer wenn mein Gefühl mir sagte, es würde jetzt mal wieder besser aussehen, habe ich die Enter-Taste bemüht. Ich habe Absätze aber nicht als Strukturelement verwendet - so wie es eigentlich sein sollte - denn ich wusste einfach nicht, welchen Zweck Absätze eigentlich haben.
Struktur und Aufbau - Kurz und knapp erklärt
Dabei ist der Absatz eins der wichtigsten Kompositionselemente beim Schreiben. Jeder Absatz sollte einen Aspekt deines Themas behandeln, jeder neue Absatz signalisiert der Leserin, dass ein Gedanke abgeschlossen ist und nun ein neuer Argumentationsschritt beginnt. So sind Absätze eine visuelle Hilfe für die Leserin und eine Stütze für das logische Fortschreiten des Textes.
Wie sollte also der Aufbau von Absätzen sein? Jeder Absatz benötigt einen Einleitungs- und einen Schlusssatz. Der erste Satz leitet das Thema ein oder hilft beim Übergang vom letzten zu diesem Absatz – bei kurzen Absätzen reicht hierzu auch ein überleitendes Wort (dennoch, darüber hinaus, o. ä.). Darauf folgen sogenannte "Unterstützungssätze", also mehrere Sätze mit Fakten, Argumenten oder Beispielen zum Thema, und ein Abschlusssatz. Der sogenannte Thesensatz kann am Anfang oder am Ende eines Absatzes stehen und fasst den zentralen Gedanken des Absatzes zusammen. Jeder Absatz soll in sich rund und abgeschlossen sein.
Absätze geschickt verzahnen - logisch und sprachlich
Wie die Glieder einer Kette sollten die Absätze in einem Text miteinander verzahnt sein. Sie beziehen sich nicht nur logisch aufeinander, sondern auch sprachlich. Dabei helfen Verbindungswörter oder -phrasen (somit, allerdings, daraus folgt, etc.). Fehlt die Verzahnung durch entsprechende sprachliche Mittel, fällt es vor allem weniger aufmerksamen Leser*innen schwer, den Zusammenhang von einem Schritt zum nächsten zu verstehen. Geübte Schreiber*innen schaffen meist sehr organische Übergänge; Laien sollten lieber zu etwas „plumperen“ Übergängen greifen anstatt sie wegzulassen. Durch die Verzahnung ergibt sich der rote Faden deines Textes und die Absätze entfalten ihre Wirkung im Zusammenspiel: Sie sind mehr als lose zusammenhängende Textabschnitte.
Die thematischen Schwerpunkte der jeweiligen Absätze helfen dir beim Schreiben – oder spätestens beim Redigieren – deinen Text aufgeräumt zu halten. Wenn du zum Beispiel in einer Einleitung die historische Entwicklung eines Konzeptes beschreibst, bevor du dich dem heutigen Verständnis dazu widmest, dann gehören alle geschichtlichen Informationen in den jeweiligen Absatz, während aktuelle Informationen später folgen. Wenn du Argumente gegenüberstellst, springe nicht von einer auf die andere Seite und wieder zurück, sondern bleibe erstmal bei einem Punkt, erläutere alles, was dazu gehört, und gehe dann über zur Gegenargumentation. Schreibe zusammen, was zusammengehört.
Die ideale Absatzlänge
Wer einmal mit Absätzen konfrontiert wurde, die länger als eine Seite sind, weiß, dass dies die optimale Absatzlänge deutlich überschreitet. Ideal sind Absätze, die nicht länger als eine halbe Seite sind – das signalisiert Zugänglichkeit und schafft Motivation auf Seiten der Leser*in. Eine feste Regel gibt es nicht, denn die Absatzlänge richtet sich nach den wiedergegebenen Gedanken. Dennoch gilt, dass lieber mehrere Absätze gesetzt werden, wenn ein Gedanke sich zu sehr ausdifferenziert und ein Absatz zu lang wird.
Andersherum gilt, dass ein Absatz nicht zu kurz sein darf. Ein einzelner Satz sollte nur in Ausnahmen einen eigenen Absatz bilden, denn viele zu kurze Absätze lassen den Text zerstückelt wirken und erschweren es, dem Gedankengang zu folgen. Für eine gute Wirkkraft können kurze Absätze aber gezielt eingesetzt werden, während insgesamt ein gesunder Mix aus unterschiedlich langen Absätzen ideal für den Lesefluss ist

Gut strukturierte Absätze sind das Fundament einer überzeugenden Abschlussarbeit. Nutze thematische Schwerpunkte - einen pro Absatz - um deine Argumentation logisch und kohärent darzustellen. Durch klare Einleitungs- und Schlusssätze sowie durchdachte Übergänge stellst du sicher, dass deine Leser*innen deinem Gedankengang mühelos folgen können. Mit diesen Techniken bringst du nicht nur Ordnung in deine Arbeit, sondern hebst auch die Qualität deiner wissenschaftlichen Texte auf ein neues Niveau.
Комментарии