Die häufigsten Fehler im Theorieteil
- Dr. Miriam Pahl
- Jan 31
- 4 min read
Ein solider, überzeugender Theorieteil in deiner Bachelor- oder Masterarbeit ist das Herzstück deiner Thesis. Hier legst du nicht nur die Grundlagen, sondern baust bereits die ersten Argumentationslinien auf. Wenn du nicht sicher bist, ob du mit deinem Theorieteil auf dem richtigen Weg bist, lies weiter! Ich zeige dir in diesem Artikel die häufigsten Fehler im Theorieteil – und vor allem, wie du sie vermeidest. So legst du eine solide Grundlage für den Rest deiner Arbeit! Besonders den letzten vorgestellten Fehler sehe ich häufig in wissenschaftlichen Abschlussarbeiten und ich hoffe, dass du ihn vermeiden wirst.

Zu breites Thema
Falsch: Der Theorieteil umfasst ein sehr weites Themenfeld, z. B. „Digitalisierung in der Wirtschaft“. In der Ausarbeitung werden zwar viele Aspekte angeschnitten, aber keiner wird vertieft behandelt. Dadurch wirkt der Text überladen und unstrukturiert.
• Beispiel: „Die Digitalisierung betrifft viele Bereiche wie Marketing, Produktion, Personalmanagement und Logistik. Alle spielen eine wichtige Rolle.“
Richtig: Das Thema ist klar eingegrenzt, z. B. auf den „Einfluss der Digitalisierung auf das Personalmanagement in mittelständischen Unternehmen“. Damit wird ein spezifischer Fokus gesetzt, der eine tiefgehende Analyse ermöglicht.
• Beispiel: „Im Theorieteil wird untersucht, wie digitale Tools die Mitarbeiterführung und -entwicklung in KMUs beeinflussen.“
Eine klare Eingrenzung des Themas wird eigentlich bereits in der Vorarbeit bzw. in der Einleitung erreicht. Sie verhindert ein Abschweifen in unterschiedliche Richtungen, weil du bei jedem Absatz prüfen kannst, ob er auf dein Thema und deine Forschungsfrage einzahlt - oder überflüssiges Beiwerk ist.
Wie du dein Forschungsthema besser eingrenzen kannst liest du hier:
Schwächen und Alternativen der präsentierten Theorien werden nicht diskutiert
Falsch: Es wird nur eine Theorie vorgestellt, ohne ihre Grenzen oder mögliche Alternativen zu erwähnen. Die Leser bekommen den Eindruck, es gäbe keine anderen Ansätze.
• Beispiel: „Das Modell von Porter (1980) erklärt Wettbewerbsstrategien umfassend.“
Richtig: Die vorgestellte Theorie wird kritisch beleuchtet und mit alternativen Ansätzen verglichen, um ein differenziertes Bild zu zeichnen.
• Beispiel: „Porters Modell (1980) bietet wertvolle Einblicke, doch neuere Ansätze wie das Blue-Ocean-Modell (Kim & Mauborgne, 2005) erweitern die Perspektive.“
Achte darauf, dass du dich bei der Erklärung eines Modells oder Definition eines Begriffes nicht nur auf eine Quelle stützt, sondern mehrere Perspektiven hinzuziehst.
Schlüsselbegriffe werden nicht definiert oder bleiben vage
Falsch: Wichtige Begriffe werden vorausgesetzt oder unklar verwendet, was zu Missverständnissen führt. Dadurch bleibt unklar, auf welcher theoretischen Grundlage die Arbeit aufbaut und Leser*innen könnten zentrale Argumente missverstehen.
• Beispiel: „Innovation ist ein zentraler Aspekt in Unternehmen.“ (Was genau ist Innovation?)
Richtig: Schlüsselbegriffe werden präzise definiert und im Kontext der Arbeit klar eingeordnet.
• Beispiel: „Unter Innovation wird hier die Entwicklung neuer Produkte oder Prozesse verstanden, die Wettbewerbsvorteile schaffen (Schumpeter, 1934).“
Diversität, Digitalisierung, Integration, Fachkräftemangel - alles große Themen unserer Zeit, von denen jeder eine ungefähre Vorstellung hat, was sie bedeuten. Für deine Abschlussarbeit musst du festlegen, mit welcher Definition du arbeitest - und meistens auch eingrenzen, welchen Aspekt du untersuchst (siehe 1.). Eine präzise Begriffsbestimmung im Theorieteil sorgt für eine solide Basis der weiteren Ausführungen.
Es fehlen zentrale Literaturquellen oder es wird zu stark auf wenige Quellen vertraut
Falsch: Der Theorieteil stützt sich nur auf wenige Quellen oder ignoriert zentrale Literatur zum Thema. Ein zu schmaler oder einseitiger Theorieteil kann dazu führen, dass wichtige Perspektiven fehlen und die Argumentation lückenhaft bleibt.
• Beispiel: „Diese Arbeit basiert auf den Studien von Meier (2018) und Müller (2020).“ (Andere wichtige Studien fehlen.)
Richtig: Der Theorieteil berücksichtigt eine breite Palette relevanter Literatur und baut auf den wichtigsten Quellen des Forschungsfeldes auf.
• Beispiel: „Die Analyse basiert auf den zentralen Arbeiten von Porter (1980), Kim & Mauborgne (2005) sowie neueren Studien wie Müller (2020).“
Wenn bestimmte Theoretiker oder Quellen immer wieder in deiner Literatur zu finden sind, ist das ein guter Anhaltspunkt, dass du dir diese auch mal anschauen solltest. Wer bestimmt den Diskurs und wieso? Wenn zentrale Studien oder theoretische Ansätze nicht berücksichtigt werden, wirkt die Arbeit wenig fundiert und angreifbar. Eine gründliche Literaturrecherche und die Auseinandersetzung mit verschiedenen Positionen sind wichtig für eine solide theoretische Grundlage.
Mangelnde Argumentation
Falsch: Studien werden nur aneinandergereiht und es fehlt die Verknüpfung oder kritische Reflexion. Der Text bleibt deswegen beschreibend und zeigt keine eigene Analyse.
• Beispiel: „Laut Müller (2020) ist XY wichtig. Meier (2018) betont ebenfalls die Bedeutung von XY.“
Richtig: Die vorgestellten Studien werden miteinander verknüpft und kritisch hinterfragt. Dabei werden eigene Argumente oder Hypothesen entwickelt und gestützt.
• Beispiel: „Während Müller (2020) die Bedeutung von XY hervorhebt, zeigt Meier (2018), dass XY in bestimmten Kontexten weniger relevant ist.“
Schon beim Lesen deiner Literatur solltest du eine aktive Lesehaltung einnehmen und jede Studie in Bezug zu deinem Forschungsprojekt setzen. Dann fällt es dir leichter, mithilfe der vorhandenen Literatur deine Argumentation zu entwickeln. Lass die Theorie für dich arbeiten!
Fazit: Mehr Klarheit, mehr Tiefe, bessere Noten
Ein überzeugender Theorieteil erfordert mehr als nur das Sammeln und Zitieren von Literatur – er lebt von einer klaren Argumentation, präzisen Definitionen und einer fundierten Auseinandersetzung mit bestehenden Theorien. Wer das Thema zu weit fasst, Schlüsselbegriffe unklar lässt oder wichtige Quellen übersieht, riskiert Missverständnisse und eine schwache wissenschaftliche Basis.
Doch mit einem präzisen Fokus, einer kritischen Auseinandersetzung mit Theorien und einer durchdachten Quellenauswahl wird der Theorieteil zum stabilen Fundament deiner Arbeit. Indem du die häufigsten Fehler vermeidest und bewusst eine stringente Argumentation aufbaust, sicherst du dir nicht nur eine bessere Struktur – sondern auch bessere Chancen auf eine starke Bewertung.
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